Arbeit und Gesundheit in KMU der Industrie 4.0

Die Veränderung der Arbeitswelt hat – vor allem in der Industrie – eine besondere Dynamik angenommen. Der technische Fortschritt sorgt dafür, dass Beschäftigte neuen oder veränderten Belastungen ausgesetzt sind. Unternehmen stehen daher der Herausforderung gegenüber, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten zu erhalten und zu fördern. Ziel des Projektes Dynamik 4.0 ist es, ein „Dynamisches System“ zu entwickeln, mit dem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Industrie 4.0 im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (GBP) zielgerichtet und wirkungsvoll Arbeitsschutzmaßnahmen ableiten und gestalten können.

Hintergrund

Was ist Industrie 4.0? Und wie verändert Industrie 4.0 die Arbeitswelt?

Ingenieur in Fabrik steuert Maschine in der HiTech FertigungDie Veränderung der Arbeitswelt hat eine besondere Dynamik angenommen. Intelligente technische Systeme (ITS) werden nun immer mehr Teil der Produktion. Sie „denken“, „lernen“ und „verstehen“ über elaborierte Mensch-Maschine-Schnittstellen. Mensch, Maschine und Objekte werden über diese intelligenten technischen Systeme vernetzt. Dieser technische Fortschritt wird als „Industrie 4.0“ oder „4. Industrielle Revolution“ bezeichnet (vgl. Hinrichsen/Jasperneite, 2013; Plattform Industrie 4.0, 2015).

moderne Industrieanlage // High Tech Industrie

Mit diesem Wandel geht auch eine tiefgreifende Veränderung der Arbeitsbedingungen in der Industrie einher. Diese ist durch ein hohes Maß an Individualisierung von Produkten, flexible (Großserien-) Produktion und eine tiefe Integration von Konsumenten und Geschäftspartnern im Leistungserstellungsprozess gekennzeichnet. Es kommt zu einer völligen Neugestaltung von Arbeitsplätzen und Arbeitsformen.
Damit ergeben sich neue potentiell gesundheitsrelevante Arbeitsbedingungen, die mit Stichworten wie Entgrenzung und neuen Komplexitäts- oder Qualifikationsanforderungen beschrieben werden können (vgl. Freude/Ullsperger 2010; Misra/Stokols 2012; Ozkan/Ozdevecioğlu 2012).

Daher müssen etablierte arbeitswissenschaftliche Theorien, Messinstrumente und Interventionen angepasst werden, um psychosoziale Belastungen in Betrieben der Industrie 4.0 zuverlässig zu erfassen und zielgerichtete Maßnahmen zur Reduktion und Prävention dieser einzuleiten.

Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen in der Industrie 4.0

Abb. Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen

Aufgrund der steigenden Bedeutung psychosozialer Arbeitsbelastungen ist die gesetzlich verankerte Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (GBP) ein wichtiges Instrument des modernen Arbeitsschutzes, gerade in der Industrie 4.0. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) existieren hierfür bisher keine an die Erfordernisse der Industrie 4.0 angepassten Methoden, mit denen der Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen systematisch, einfach und flexibel umgesetzt werden kann. Das DYNAMIK-Websystem bietet eine Lösung für dieses Problem. Als Kombination aus anwenderfreundlicher Software darauf abgestimmten Schulungskonzepten und kompetenter Beratung kann der komplette Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen auch für KMUs durchgeführt werden und dabei dynamisch auf die betriebsspezifischen Charakteristika angepasst werden.

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Ziele

Ziel des Verbundprojekts Dynamik 4.0 ist die Entwicklung eines web-basierten dynamisches Systems, mit dessen Hilfe betriebliche Akteure klein- und mittelständischer Unternehmen unterstützt werden eine Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen durchzuführen.

Das benutzerfreundliche und datensichere System soll es erlauben, die sich rasch ändernden psychosozialen Belastungssituationen in der Industrie 4.0 flexibel zu bewerten und zu optimieren, um so die Gesundheit  von Beschäftigten aufrechtzuerhalten und zu fördern. Darüber hinaus werden Schulungskonzepte entwickelt, die einen erfolgreichen Praxistransfer des web-basierten dynamischen Systems auf verschiedenste Industrie 4.0-Unternehmen gewährleisten.

Allgemeine Projektziele

1.    Entwicklung von Messinstrumenten zur Erfassung neuer psychosozialer Belastungen bei der Arbeit in der Industrie 4.0
2.    Neue Erkenntnisse zur Gestaltung und Implementierung  der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen der Industrie 4.0
3.    Entwicklung eines web-basierten dynamischen Systems zur  Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen der Industrie 4.0
4.    Implementierung und Evaluation des web-basierten dynamischen Systems mit Umsetzungs-/ Praxispartnern

Vorgehen

Zunächst werden Interviews mit Mitarbeitern, betrieblichen Verantwortlichen und Experten über die veränderte Arbeitsbedingung und zu den neuen Anforderungen an die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Industrie 4.0 durchgeführt. Auf der Grundlage dieser Erhebung wird dann das webbasierte Tool sowie eine Schulung für betriebliche Akteure entwickelt. Der Praxiseinsatz des Tools wird in  KMU der Industrie 4.0 erprobt.

Abb. Vorgehen im DYNAMIK 4.0-Projekt

 

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